Ich kann was, was Du nicht kannst!

"Wer Dir Angst macht, will Dein Geld" - so betitelte Miriam Hack von der Hundeschule Hundesommer vor einigen Wochen ihren Blog-Artikel. Kurz zusammengefasst: Miriam beschreibt welche Rolle die Angst eines Menschen davor, dass ein Hund sich schlecht entwickeln könnte, im Hundetraining spielt - und wie dies von Trainer*innen (bewusst oder unbewusst) ausgenutzt wird. Ich habe beim Lesen gespürt, wie viel Wahres an Miriams Aussagen ist. Und ich wurde richtiggehend wütend darüber, in welch belastende Situation Menschen dadurch gebracht werden, dass in ihnen diese Angst geschürt wird. Für mich ist das nicht nur unethisch, sondern es entspricht auch in keinster Weise dem Anspruch, den ein*e Hundetrainer*in an sich haben sollte: Nämlich Menschen zu helfen, ein friedliches und harmonisches Leben mit ihrem Vierbeiner zu genießen und sie dabei zu unterstützen dieses selbst zu gestalten. 

 

Und genau an dieser Stelle wurde mir bewusst, dass es ein ähnliches Muster durchaus auch in meiner "Branche" der Tierkommunikation gibt. Hier wird in meinen Augen weniger mit dem klaren Gefühl von Angst gearbeitet, sondern mit der mehr oder weniger subtilen Botschaft "Ich kann was, was Du nicht kannst!" Sprich: Nur *der/die Tierkommunikator*in ist in der Lage, dem Menschen Einblick zu geben, wie es dem Tier wirklich geht. 

 

Und das ist Unsinn. 

 

Du als Mensch, der mit einem Tier zusammenlebt, bist und bleibst *der/die Expert*in! Natürlich ist es mir über die Telepathie möglich, Details zu erfassen, Erklärungen zu finden für Verhalten oder Problematiken, und manchmal auch Dinge ans Tageslicht zu bringen, die so vorher vielleicht gar nicht präsent waren. Doch ist diese Ebene nur ein Puzzleteil im großen Ganzen. Du kennst Dein Tier, Du siehst es jeden Tag leibhaftig vor Dir - wenn Du sagst, Deinem Tier geht es gerade gut, dann liegst Du damit mit ziemlicher Sicherheit richtig.

 

Nun gut, könnte man sagen, wenn der*die Tierkommunikator*in das dann auch bestätigt, umso besser! 

Warum also habe ich ein Problem mit diesem Vorgehen? 

 

Weil es eine ungesunde Abhängigkeit hervorbringt. Eine Abhängigkeit von den Fähigkeiten *des/der Tierkommunikator*in. Und solch eine Abhängigkeit verringert die eigene Handlungsfähigkeit, denn sie verringert das Vertrauen des Menschen in sich selbst und seine Beziehung zum Tier. Das genaue Gegenteil sollte der Fall sein. 

 

Mir ist es in meiner Arbeit ein großes Anliegen, den Menschen in seiner eigenen Wahrnehmung zu stärken, wo immer es möglich ist. Natürlich gibt es Missverständnisse - immerhin gehören wir unterschiedlichen Spezies an und sprechen im Alltag unterschiedliche Sprachen. Und natürlich ist die Tierkommunikation genau dafür bestens geeignet, Missverständnisse aufzuklären und aus dem Weg zu räumen. Doch Du brauchst mich nicht, um jeden Schritt in Richtung Veränderung validieren zu lassen. "Ich kann was, was Du nicht kannst" ist nämlich nicht nur Unsinn, sondern schlicht und einfach nicht wahr. Auch wenn Du es nicht immer spürst, stehst Du in enger Verbindung zu Deinem Tier und nimmst mehr wahr als Du vielleicht denkst. Je mehr mein Gespräch mit Deinem Tier Dich darin stärkt, Deinem Bauchgefühl zu vertrauen, desto besser! 

 

"Ja... aber ist das nicht total schlecht für Dein Geschäft?" werde ich in der Tat manchmal gefragt, wenn ich das so äußere. Doch meine Perspektive - und Gottseidank auch die vieler toller Kolleg*innen! - ist eine andere: Ich freue mich von Herzen über jeden Menschen, der diese Verbindung zu den Tieren wieder besser spürt, sie wieder mehr ins Leben holt. Und sollten wir eines Tages in einer Welt leben, in der jeder Mensch Tierkommunikation selbst ausüben kann und ich nicht mehr gebraucht werde, dann kann ich mir keinen schönen Grund vorstellen arbeitslos zu sein. 

 

Meinen kleinen Beitrag auf dem Weg hin zu dieser "Arbeitslosigkeit" leiste ich übrigens mit meinen Kursen. Also wenn Du Lust hast, in die Tierkommunikation einzusteigen und die ersten Schritte selbst zu gehen, bleibe über Facebook oder Instagram up-to-date - der nächste Kurs kommt online!

 

Und weiterhin: Bleibe achtsam, wenn Dir jemand erzählen will, dass er*sie Dein Tier besser kennt als Du... Angst und Abhängigkeit sind nie gute Begleiter in der Tierkommunikation - und übrigens auch sonst nirgends im Leben!

 

 

 

Bild Credits: Alexas_Fotos auf pixabay